Nahed Hatahet ist Transformationsexperte bei
HATAHET. Als Techniker und vor allem Menschenversteher trifft er auf den Organisationsspezialisten Dieter Strasser mit dem Anspruch der Balance des Menschen in der Organisation.
Nahed: Wenn ich auf deine Homepage blicke, sehe ich so viel unterschiedliche Angebote in Form von Workshops und Trainings. Was ich aber weiß, dass uns das Thema Menschen und Organisation stark verbindest. Wie schaffst du es eigentlich, das alles unter einen Hut zu bringen?
Dieter: Diese „vielen" Kurse drehen sich letztendlich immer nur um das Hauptthema der Organisation - „wie kommt welche Arbeit wann zum Kunden?" bzw. „Was muss ich tun, damit die Wahrscheinlichkeit gross ist, wiederkehrende Kunden zu bekommen?". Die Verlässlichkeit für Zeit, Qualität und Budget sind nach wie vor immer wieder sehr wichtige Kriterien.
Da es aber mit reinen strukturellen Methoden niemals getan ist, adressieren wir menschliche mentale Bedürfnisse schon immer mit. Denn nur, wenn die Menschen sich mit ihrer Arbeit voll identifizieren, für diese brennen, ist die Zukunft weiter erfolgreich. Noch dazu macht das Leben viel mehr Freude, wenn die Arbeit Sinn macht.
Aus diesen Gründen ist unser Motto: „Mensch und Organisation im Fluss". Wobei der Mensch an erster Stelle steht!
Menschen und Organisationen sind sehr vielfältig, weswegen wir für alle, die etwas bewegen wollen, unterschiedliche passende Angebote haben. Aus diesen können wir kleinere und größere Unternehmen versorgen. In dem Umfang wie es gewünscht wird.
Deswegen ist unsere Leistungspalette eher sogar sehr spitz. Ich bin auch stets dran, diese aktuell und interessant zu halten. Im Laufe des Lebens, wenn man dranbleibt und das entspricht meiner Natur, kann man auch als Einzelner ganz schön was zuwege bringen.
Nahed: Es sind trotzdem einige Module, die Reife und Pflege erfordern. Wie bewältigst du das alles als Mensch und was hat dich überhaupt zu deiner Fokussierung auf Organisation" gebracht?
Dieter: Mich hat das Thema Organisation schon immer interessiert. In meinem ersten Job habe ich schon nach kurzer Zeit 45 bis 85 Mitarbeiter führen dürfen. Da habe ich gelernt, wie ich das mit all den Abhängigkeiten schaffe. Das ist damals sehr herausfordernd gewesen, weil wir fast ausschließlich Terminarbeiten hatten, deren Fertigstellung pönalisiert gewesen sind. Mein damaliger Chef ist auch sehr hinter mir gestanden und hat mir viele Möglichkeiten zur Entwicklung gegeben.
Mein Ausgleich zu meiner erfüllenden Arbeit ist meine Familie und meine Katzen sowie mein Sport. Letzterer braucht durchaus Disziplin und Ziele - die ja heutzutage teilweise verpönt sind. Nicht nur die generierte sehr gute Kondition ist ein Resultat - bei aller Entspanntheit, sondern auch das gute Gefühl, nicht gekniffen und meine mit mir selbst vereinbarten Ziele erreicht zu haben. Außerdem gibt mir das immer sehr viel Gelegenheit zum Nachdenken – auch aus anderen Blickwinkeln.
Nahed: Du sagst, Ziele sind heutzutage verpönt. Welche Ziele hast du bei deinem Sport, wie meinst du das allgemein und was hat das mit Deinem Motto „Mensch und Organisation im Fluss" zu tun?
Dieter: Vorher habe ich schon etwas von „entspannt" gesagt. Ich habe nicht den Anspruch, gewisse Zeiten zu erreichen oder an Wettbewerbsveranstaltungen teilzunehmen. Mein Anspruch ist ein gewisser Umfang bei hoher Qualität. Wohlfühlen und den Augenblick genießen sind mir viel wichtiger. In Ruhe mit meiner Frau zu wandern, den Blick schweifen zu lassen und gute Gespräche zu führen finde ich erfüllend.
Beruflich predigen manche, Ziele sind verwerflich und einengend. Ja es stimmt durchaus mit den Zielen, die sich von Jahr zu Jahr nur steigern, ohne die aktuelle Umgebungsparameter dabei zu beachten und noch dazu Mitarbeiter aufoktroyiert werden. Solche Vorgaben werden die gewünschten Resultate ernten oder auch total verfehlen. Jedenfalls wird vieles unbesprochene verborgene an Widerstand und innerlicher Kündigung passieren.
Ziele, in die Mitarbeiter eingebunden und auch sinnvolle Werte gemessen werden, halte ich für das Fortkommen von Unternehmen unabdingbar. Klarheit über die Ziele quer durch das Unternehmen ebenso. Viele staunen, wie sanft und wirtschaftlich erfolgreich beide Seiten vereinbar sind. „Mensch und Organisation im Fluss" halt!
Nahed: Verstanden. Das ist sicher ein wichtiger Teilaspekt einer erfolgreichen Unternehmung. Was sind weitere Beiträge von dir dazu und was zeichnet Dich dabei aus?
Dieter: Zuerst einmal ist mir das unentwegte Aufklären sehr wichtig. Deswegen engagiere ich mich oft auf Konferenzen als Redner, Workshop Leiter, in Communities und am liebsten im Gespräch in kleiner Runde. Bspw. zum agilen Arbeiten gibt es vieles so Sinnvolles und gleichzeitig eine Menge an Dogmen sowie Irritationen. Wer von uns will nicht schneller tolle Ergebnisse erzielen, die für den Kunden Wert bedeuten und dies bei geringem Verwaltungsaufwand? Mit entspanntem Umgang ist so viel zu erreichen. Legen die Menschen den Fokus auf die Arbeit, ergibt sich oft der Beitrag der Individuen von selbst. Die ganzen großartigen Blaupausen sind nicht notwendig. Vor allem das oberflächliche Nachmachen - der Cargokult - sind nur schädlich.
Was für den einen gerade jetzt passt, bedeutet nicht gleichzeitig dasselbe für andere Organisationen gründen sich ja auch nicht alle nach dem gleichen Muster. Aber bei der Strukturierung soll das dann ident sein? Der Zaubertrank des Miraculix ist nicht erhältlich oder besser besteht im Nachdenken über den eigenen Bedarf.
Wenn wir dann noch die Kultur zur hoch verdienten Anerkennung der Mitarbeiter schaffen und anreizen, dann sind wir bereit, die Schätze zu heben. Die supertollen kreativen Ideen der Einzelnen mitzunehmen, ist erfüllend für alle.
Nahed: Was für eine Leidenschaft, man kann deine Freude bei diesen Themen gut spüren. Da will ich doch gleich weiter fragen! Welche großen Veränderungen siehst du eigentlich für Organisationen in den kommenden fünf bis zehn Jahren? Was bringt die Zukunft für Menschen und Organisationen?
Dieter: In vielen meiner Dienstleistungen habe ich meinen Kunden von der selbstorganisierten und selbstgesteuerten Welt erzählt. Ungläubigkeit und mild lächelnde Reaktionen habe ich dazu mannigfach geerntet. Der Umfang der stattgefundenen Anwendungen hat mich dann auch überrascht.
Trotzdem stehen wir erst am Anfang, wenn ich vor allem noch immer viele große Unternehmen und deren tradiertes Verhalten betrachte. Unternehmen, welche laufend Administrationsauflagen steigern, Datenrechtfertigung über Kundenbetreuung stellen und irrwitzige kontraproduktive Messungen durchführen.
In den nächsten 5 Jahren werden diese sich zu gut einem Drittel in der Tiefe und ehrlich mit den aktuell machbaren Organisationsmethoden auseinandersetzen oder gravierende Schwierigkeiten seitens des Marktes erhalten.
Zweitens wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Die geschönten glatt polierten Berichte seitens mancher Unternehmenslenker müssen ernsthafter Auseinandersetzung weichen.
Drittens wird es Rückwärtsbewegungen geben. Die tatsächliche Rückkehr in alte Verhaltensweisen von Frederick Taylor werden aber keinen langfristigen Bestand mehr haben. Führung und Klarheit ist wichtig. Führung kann aber auch auf vielen Ebenen und wechselnd erfolgen.
Viertens haben wir den Einfluss von mittlerweile eminent gewachsenen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI). Wo uns diese schon jetzt überall unter die Arme greifen kann, aber erst nur marginal eingesetzt wird, wird die Verfügbarkeit und Liefertreue um vieles erhöhen.
Die Herausforderung besteht, Menschen nicht in Bedeutungslosigkeit zurückzulassen wie Harari es beschreibt und andererseits, wettbewerbsfähig zu sein. Schneller qualitativ zu antworten, Kontakt zu Kunden wieder anzubieten, statt abzuwehren.
Nahed: Danke für das interessante Interview.
Über Nahed Hatahet
"Nahed Hatahet bringt mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in der strategischen Beratung und Realisierung von IT Produktivitätslösungen ein. Als Produktivitätsberater für den Arbeitsplatz der Zukunft mit künstlicher Intelligenz begleitet er Unternehmen in deren strategischen digitalen Transformation. Der Digitalisierungs-Experte ist für seine gesamtheitlichen Beratungskonzepte und Methoden bekannt und ist oft angefragter Experte im Top Management. Nahed Hatahet engagiert sich auch ehrenamtlich als Vorstandsmitglied des Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI) und beschäftigt sich mit dem Thema digitale Transformation und deren gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen. Mit der österreichischen KMU-Plattform begleitet der Transformationsexperte auch kleinere Unternehmen auf den Weg in das digitale Zeitalter. Herr Hatahet ist seit der Geburt der SharePoint Technologien versiert in den Themen digitale Zusammenarbeit und Kommunikation – dazu betreibt er auch die österreichische Office 365 und SharePoint Blog Community. Darüber hinaus ist Nahed Hatahet leidenschaftlicher Speaker und Moderator auf Fachveranstaltungen sowie Autor diverser Fachartikel."